Musik

Studie: Angestellte Musikschaffende verdienen besser als Freie

24.04.2023

Deutsches Musikinformationszentrum (miz) legt Studie zur wirtschaftlichen Lage von Berufsmusizierenden vor

Die Studie zeigt, dass abhängig Beschäftige mehr verdienen als Freiberufler*innen – und Männer mehr als Frauen. Während angestellte Musiker*innen mit 2.940 Euro ein überdurchschnittliches monatliches Netto zur Verfügung haben, fällt es mit 2.460 Euro bei freiberuflichen Musiker*innen deutlich geringer aus.

Lisa Mangold, Bereichsleitung Kunst und Kultur, kommentiert die Ergebnisse der Studie:

Abhängig Beschäftige verdienen mehr als freie Musiker*innen. Das widerspricht der Logik von Selbstständigkeit in Deutschland: Denn eigentlich müssten Selbstständige mehr verdienen, da sie höhere Kosten und die Verantwortung für ihre soziale Absicherung tragen. 

 

Wir können sehen, dass die guten Verdienste im Bereich der abhängigen Beschäftigten starken Kollektivverträgen zu verdanken sind.

Lisa Mangold, Bereichsleitung Kunst und Kultur

Hohe Bedeutung der Kollektivverträge

Wir können sehen, dass die guten Verdienste im Bereich der abhängigen Beschäftigten starken Kollektivverträgen zu verdanken sind, wie dem Tarifvertrag unserer Partnergewerkschaft Unisono, der sich im TVöD orientiert. Viele Musikschulen sind zudem aus Steuergeldern finanziert – und fallen damit unter Tarifverträge, die ver.di aushandelt.

Auch im Bereich der Freiberufler*innen sind Kollektivverträge möglich. Die Studie des miz zeigt jedoch, dass die gewerkschaftliche Organisierung im Bereich der freien Musiker*innen geringer ist als bei den abhängig Beschäftigten. Ein deutlicher Organisierungsgrad ist jedoch Voraussetzung für Kollektivverträge.

Die aktuellen EU-Leitlinien haben bestätigt, dass auch für selbstständige Kollektive Verhandlungsmöglichkeiten bereitstehen, u. a. Tarifverträge möglich sind. Solang sich Selbstständige nicht stärker in der Gewerkschaft organisieren, bringen allerdings allein rechtliche Rahmenbedingungen für kollektive Verhandlungen wenig.

 

Finanzielle Rücklagen

Die Studie hat auch untersucht, wie viel Geld Musiker*innen monatlich zurücklegen. Unter den freiberuflich Tätigen legen 34 Prozent nichts zurück, 19 Prozent unter 250 Euro. Mit keinen bzw. diesen geringen Beträgen ist eine private soziale Absicherung bei über 50 Prozent der freiberuflichen Berufsmusiker*innen nicht gewährleistet. Bei Kolleg*innen, die über die Künstlersozialkasse (KSK) sozialversichert sind, liegt der Wert derjenigen, die nichts zurücklegen, mit 38 Prozent sogar noch höher.

 

Die durchschnittlich geringeren Verdienste und Sparmöglichkeiten von Freien zeigt die immense Bedeutung der Künstlersozialkasse auf.

Lisa Mangold, Bereichsleitung Kunst und Kultur

Die durchschnittlich geringeren Verdienste und Sparmöglichkeiten von Freien zeigt die immense Bedeutung der KSK auf.

Auch im Bereich der abhängig Beschäftigten ist der Teil derjenigen, die gar nichts bzw. unter 250 Euro zurücklegen, mit knapp 50 Prozent recht hoch – wir wissen, dass bei einer Teilzeitbeschäftigung aber auch eine private Absicherung notwendig ist, um für das Alter vorzusorgen.

Überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass Berufsmusizierende, die ein Musikstudium oder eine musikalische Ausbildung abgeschlossen haben, einen wesentlich höheren Anteil ihres Einkommens aus musikalischer bzw. musikpädagogischer Tätigkeit generieren als Personen, die den Weg zur professionellen Musik ausschließlich über Privatunterricht oder als Autodidakt*in gefunden haben.


Übrigens: Starke Tarifverträge gibt es nur mit eurer Gewerkschaft!

Informiert euch, seid bei unseren Aktionen dabei und vor allem: Organisiert euch gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen!

Immer noch nicht Mitglied bei ver.di? Jetzt aber los – für gute Tarife an Musikschulen!

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