Die Tarifrunde des öffentlichen Dienstes (TVöD) steht vor der Tür. Diese Woche tauschten sich Musiklehrer*innen in ver.di darüber aus, was das für sie heißt und wie wir uns gegenseitig unterstützen können.
Am Donnerstag, den 01. Dezember 2022, lud der Vorstand der Bundesfachgruppe Musik zu einer Informationsveranstaltung ein, um mit den Kolleg*innen über die Bedeutung der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes für Musikschulen ins Gespräch zu kommen. Franziska Gröpl ist Mitglied in der Bundestarifkommission des öffentlichen Dienstes, Musikschullehrerin in Bochum und im Bundesvorstand der Fachgruppe Musik aktiv. Gemeinsam mit Gabor Scheinpflug, Vorsitzender der Fachgruppe und Musikschullehrer in Wittenberg, gab sie tiefe Einblicke in den Maschinenraum der anstehenden Tarifrunde.
Um was geht es eigentlich bei dieser Tarifrunde aus Sicht der Musikschullehrer*innen?
Ganz klar: um Einkommenssteigerung. Die Preise steigen und zwar dauerhaft, deshalb ist eine Lohnerhöhung jetzt wichtig. Es geht für Musikschullehrer*innen jetzt auch darum, sichtbar zu werden und zu zeigen, wie vielfältig die Berufe im öffentlichen Dienst sind. Wir sind Teil der Daseinsvorsorge und daher genau richtig im TVöD!
Was sind die Forderungen?
ver.di fordert 10,5 Prozent für alle, mindestens 500 Euro brutto mehr. Die Beschäftigtenbefragung hat gezeigt: Wir brauchen eine soziale Komponente in dieser Tarifrunde, denn die gestiegenen Lebenshaltungskosten treffen bestimmte Berufe und Entgeltgruppen besonders hart. Dabei sind die 500 Euro absolut zentral. Eine Reinigungskraft an eurer Musikschule mit 15 Jahren Erfahrung verdient wahrscheinlich um die 2.827 Euro brutto. Als Profis im Prozentrechnen sehen wir gleich: Hier sind 500 Euro deutlich mehr als 10,5 Prozent – und bitter nötig bei dieser Inflation.
Weitere Forderungen sind eine kurze Laufzeit von nur zwölf Monaten, da im Moment völlig unklar ist, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickelt.
Welche Hintergründe sind für uns als Musikschullehrkräfte interessant?
Die meisten Musikschullehrer*innen sind in der 9b eingruppiert. Der Mindestbetrag von 500 Euro wird also für die allermeisten von uns greifen! Wir brauchen eine lineare Erhöhung unserer Einkommen, da die Preissteigerungen mit unseren Gehältern nicht einfach mit einer Einmalzahlung ausgeglichen werden können. Außerdem sind die Abschlüsse im TVöD Referenzrahmen für ganz viele Musikschulen, die nur „in Anlehnung an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes“ bezahlen, direkt von Bedeutung. Auch die Honorare für freie Kolleg*innen an Musikschulen sind häufig an den TVöD gekoppelt. Mit den ver.di-Basishonoraren für Selbstständige haben wir ein Modell entwickelt, dass auf Grundlage des TVöD faire Honorare auch in der kulturellen Bildung einfordert.
Warum bin sind Beschäftigte an einer Musikschule betroffen?
Es geht um das eigene Einkommen. Ob tarifgebunden, in Anlehnung an Tarife oder Honorarkraft. Aber: Wir müssen viel tun, um das durchzusetzen. Wir gehen davon aus, dass es Arbeitskämpfe geben wird. Die Arbeitgeber haben (wenig überraschend) bereits signalisiert, dass sie unsere Forderungen nicht erfüllen wollen. Wir müssen jetzt gemeinsam Stärke zeigen und Druck aufbauen. Wir sind Teil der TVöD-Runde und müssen uns vernetzen und zeigen.
Wie geht es weiter?
Bis 16. Dezember läuft der Stärketest – was wir durchsetzen können hängt davon ab, wie viele Kolleg*innen sich für unsere Forderungen stark machen. Die Unterschriftenlisten gibt es zum Download. Wir haben damit gute Erfahrungen in unseren Musikschulen gemacht! Groß denken und klein anfangen – organisiert euch kleine Erfolgserlebnisse. Es muss ja nicht gleich die Mehrheit im Betrieb sein, schon mit Kolleg*innen ins Gespräch kommen und einzelne überzeugen, sich hinter die Forderungen zu stellen, ist ein großer Schritt.
Die erste Verhandlungsrunde läuft am 24. Januar, die zweite am 22. Februar, die dritte im März. Falls es dann keine Einigung gibt, wird eine der Verhandlungsparteien wahrscheinlich die Schlichtungsstelle anrufen. Wenn das nicht klappt, gibt es eine Urabstimmung über den Erzwingungsstreik. Alles, was wir jetzt tun, hat auch zum Zweck, den Erzwingungsstreik zu vermeiden: Wir müssen zeigen, wir stark wir sind.
Wir laden alle Mitglieder herzlich ein, am 26. Januar 2023 wieder mit uns ins Gespräch zu kommen – mit Einblicken in die erste Verhandlungsrunde und Ideen zu konkreten Unterstützungmöglichkeiten. Einladungen wurden an alle Mitglieder verschickt, Interessierte können sich auch noch per E-Mail bei uns melden.
In der anschließenden Diskussion wurden zentrale Probleme angesprochen und Best-Practice-Beispiele diskutiert. Ganz deutlich wurde der Wunsch, gemeinsam Argumentationen zu typischen Kritikpunkten in Gesprächen zur Tarifrunde zu finden.
Das nächste Mal lädt der Fachgruppenvorstand ein am Donnerstag, 26. Januar 2023, um von der ersten Verhandlungsrunde zu berichten und über konkrete Unterstützungsmöglichkeiten zu sprechen.
Informiert euch, seid bei unseren Aktionen dabei und vor allem: Organisiert euch gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen!
Immer noch nicht Mitglied bei ver.di? Jetzt aber los – für gute Tarife an Musikschulen!