Ohne Kulturschaffende und Künstler*innen gibt es keine Kultur. Weder in den öffentlich geförderten Bereichen noch in der Kulturwirtschaft. Als Gewerkschaft setzen wir uns dafür ein, dass Arbeit in Kunst und Kultur zu fairen Bedingungen stattfindet. Wir brauchen Mindeststandards – für alle Erwerbstätigen in Kunst und Kultur.
Faire Bezahlung: Wenn öffentliche Gelder Kulturarbeit finanzieren, müssen sie an faire Entlohnung gekoppelt sein. Die Einhaltung von Tarifverträgen garantiert Löhne, die von Gewerkschaften und Arbeitgeberseite auf Augenhöhe ausgehandelt wurden – sie müssen die Grundlage von Kulturbudgets sein. Für selbstständige Kulturschaffende müssen Basishonorare zur Bedingung für Förderzusagen werden. Auch in der Kreativwirtschaft brauchen wir Untergrenzen, die das Dumping beenden und faire Entlohnung ermöglichen. Die angemessene Beteiligung von Urheber*innen an der Verwertung ihrer Werke ist essentiell, um professionelles Arbeiten in Kunst und Kultur zu ermöglichen.
Stärkung von Mitbestimmung: Mitbestimmung bedeutet, sich direkt am Arbeitsplatz für gute Arbeit einsetzen zu können. In Betriebs- und Personalräten bestimmen Beschäftigte die Arbeitsbedingungen in Kulturbetrieben mit – und sorgen für die Einhaltung vereinbarter Standards. Hier kann Machtasymmetrien und Ungleichheiten begegnet, Wissen aufgebaut und Hierarchien abgebaut werden. Die Stärkung von Orten der Mitbestimmung ist zentral, um faire Arbeitsbedingungen in der Kultur zu erhalten und auszubauen.
Barrieren abbauen: Kultur braucht eine Vielfalt von Stimmen. Es ist essentiell, dass wir in Deutschland die Stimmen und Werke unterschiedlichster Menschen hören, lesen und sehen können. Die Bedingungen von Kulturproduktion in Deutschland gehen noch immer von dem in Deutschland aufgewachsenen, bürgerlichen und gebildeten Mann aus. Der Zugang ist erschwert für Menschen, die von diesem Bild abweichen. Also für Personen aus bildungsfernen Milieus, mit Migrationsgeschichte oder nicht-weiße Menschen sowie für Frauen. Die Entscheidung für eine künstlerische Tätigkeit erfordert oftmals eine Risikobereitschaft, die nur mit finanzieller Grundabsicherung eingegangen werden kann. So wird Kulturarbeit zum Beispiel für Menschen schwieriger, die ohne finanzielle Unterstützung Sorgearbeit leisten. Ein hoher Gender Pay Gap und Ungleichheit produzierende Machtstrukturen zeigen, wie viel noch getan werden muss, bevor Kulturbranchen tatsächlich die Rolle einer gesellschaftlichen Avantgarde annehmen können, die ihr oft zugeschrieben werden. Barrieren gehören abgebaut – dafür braucht es Transparenz in der Verteilung öffentlicher Gelder, in Jurybesetzungen und der Besetzung von Leitungspositionen. Quotenregelungen sind sinnvoll, um Diversität sicherzustellen – auch im freien Markt.
Sicheres Arbeitsumfeld: Künstler*innen und Kulturschaffende erleben oft ein von Druck und persönlichen Abhängigkeiten geprägtes Arbeitsumfeld. Die starren Machtstrukturen in Kulturinstitutionen und in Kulturprojekten begünstigen Machtmissbrauch und Diskriminierung. Wir müssen für das Thema sensibilisieren und Handlungsoptionen aufzeigen. Mitbestimmungsgremien können Machtasymmetrien entgegenwirken, zu einem sichereren Arbeitsumfeld beitragen und potentielle Opfer von Machtmissbrauch unterstützen. Wir setzten uns für die Stärkung von Interessenvertretungen in Betrieben ein sowie für den Erhalt und Ausbau der Vertrauensstelle Themis.
Zugang zu sozialer Absicherung: Viele Kulturschaffende sind von Altersarmut bedroht und habe keine ausreichende Absicherung in Krisenzeiten. Der Zugang zur gemeinsam finanzierten Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung muss für alle Erwerbstätigen möglich sein. Insbesondere für selbstständige und hybrid arbeitenden Kulturschaffende ist hier noch viel zu tun. Die Künstlersozialkasse muss gestärkt werden, die Arbeitslosenversicherung umgebaut. Zentral bleibt: Nur mit fair bezahlter Arbeit – für abhängig Beschäftigte sowie Freie und Selbstständige – können Kulturschaffende für Krisen, Krankheit, Alter und Auftragslosigkeit vorsorgen.
Wandel von Kulturarbeit: Digitalisierung, künstliche Intelligenz (KI), Plattformökonomie, globale Wertschöpfungsketten und Nachhaltigkeit – die Schlagworte einer sich wandelnden Arbeits- und Wirtschaftswelt wirken alle auch in der Kulturarbeit. Bei aller Begeisterung für Innovation, technische Transformation und widerkehrende Wachstumsversprechen ist es für uns zentral, die arbeitenden Menschen nicht aus dem Fokus zu verlieren. Doch was bedeutet KI für das Einkommen von Urheber*innen? Wie verändern digitale Wertschöpfungsmodelle die Arbeit von Kreativen? Wie bauen wir soziale Sicherungssysteme für hybride Kulturarbeit um? Wie kann eine ressourcenschonende Kulturproduktion auch in kleinen Betrieben umgesetzt werden? Wandel muss gestaltet werden – von und für Menschen, die ihn leben.
Informiert euch, seid bei unseren Aktionen dabei und vor allem: Organisiert euch gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen!
Immer noch nicht Mitglied bei ver.di? Jetzt aber los – für sichere Arbeit in der Kunst und Kultur!